Das Vertrauen in Open Source-Software (OSS) hat stark zugenommen. Wurden früher der geringe Funktionsumfang und Lizenzunsicherheiten gegen den Einsatz von quelloffener Software ins Feld geführt, begegnet Open Source proprietären Systemen heute ganz auf Augenhöhe. Hauptgründe für den Einsatz von OSS im Unternehmensumfeld sind offene Standards, Kosteneinsparungen sowie mehr Unabhängigkeit und Sicherheit. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von swissICT und Swiss Open Systems User Group.
Vertrauen in Open Source wächst weiter
Die Universität Bern hat im Auftrag des Not-For-Profit-Branchenverbands swissICT und dem unanbhängigen Verein /ch/open – Swiss Open Systems User Group 38 Behörden, 98 ICT-Unternehmen sowie 64 Firmen und Organisationen aus anderen Branchen befragt. Interessantestes Ergebnis: die Hinderungsgründe für die Einführung von Open Source Software haben sich deutlich in Richtung firmeneigener IT-Landschaft verschoben. Das heißt, dass nicht Probleme mit der Lösung an sich, beispielsweise mangelnder Funktionsumfang oder Migrationsschwierigkeiten, die Unternehmen vom Wechsel zu quelloffener Software abhalten, sondern die fehlenden Schnittstellen und Abhängigkeiten bei proprietären Systemen. Die Gründe liegen also in der bestehenden Infrastruktur der Unternehmen und nicht bei Open Source!
Im Vergleich zu früheren Studien der beiden Organisationen haben besonders folgende Argumente stark an Bedeutung verloren, die gegen den Einsatz von OSS sprachen: Lizenzunsicherheiten, Reputation der Software, Benutzerakzeptanz, fehlendes internes Fachwissen und unzureichendes Schulungsangebot. Das ist ein Beleg dafür, dass die Vertrautheit im Umgang mit OSS und Open Source Communities weiter zunimmt, während Unsicherheiten abnehmen. Unternehmen messen etwaigen Umsetzungsproblemen mit quelloffener Software inzwischen weit weniger Bedeutung zu als noch vor einigen Jahren.
Zum weitaus größten Teil wird OSS in Infrastrukturanwendungen eingesetzt, beispielsweise für Webserver, Datenbanken, Server-Betriebssysteme, Content Management Systeme und Applikations- und Portalserver sowie beim Cloud Computing. Gerade im letztgenannten Bereich ist der Einsatz um 42 Prozent im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2012 besonders stark gestiegen.
Hohe Bedeutung von Dienstleistungen
Als wichtigste Gründe für den Einsatz von Open Source führen die befragten Unternehmen die Flexibilität bei der Gestaltung ihrer IT durch die Einhaltung offener Standards, Kosteneinsparungen und geringere Abhängigkeiten von Lieferanten (Vendor Lock-in) an – also die klassischen Vorteile von quelloffener Software gegenüber proprietären Lösungen.
Auch bei der Frage nach den am dringendsten benötigen Dienstleistungen im Open Source-Umfeld sind sich die Teilnehmer einig: Die vier wichtigsten Dienstleistungen sind demnach die Lieferung von (automatisierten) Sicherheits-Updates, die Gewährleistungsübernahme, die Existenz von Dokumentationen und die Übernahme von Wartung und Support. Interessant dabei: diese Punkte gelten ebenso für Nicht-Open-Source-Projekte! Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass OSS im IT-Mainstream angekommen ist und sich kaum mehr von geschlossener Software unterscheidet.
Weitere wissenswerte Ergebnisse der Studie, insbesondere im Zusammenhang zwischen Kosteneinsparungen und dem Einsatz von Open Source sowie die Aufschlüsselung der Einsparungen nach Kostenarten, lesen Sie in der Studie, die auf der Seite der swissICT zum kostenfreien Download bereit steht http://www.swissict.ch/fileadmin/customer/Publikationen/OSS-Studie2015.pdf.
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